Als Fotograph muss man natürlich immer spontan reagieren können, die Fähigkeit zur Improvisation ist eine wichtige Eigenschaft, erst recht, wenn man nicht jeden Tag in dieser besonderen Stadt aufwacht. Entgegen all dieser Erkenntnis hatte ich an diesem Tag, da man sich erfahrungsgemäß nicht übernehmen soll mit Motiven, lediglich geplant um ca. 22 Uhr auf dem Tour Montparnasse zu sein. Selbstverordnetes Ziel war es, die faszinierende Atmosphäre aus ca. 200 Metern Höhe mit Blick auf die Stadt einzufangen.

Für die Fahrt mit dem Fahrrad vom Bois de Boulogne bis zum Tour de Montparnasse hatte ich eine gute Stunde eingeplant. Als ich auf der Avenue Foch dem Arc de Triomphe entgegenfuhr, sah ich eine sich zunehmend interessant entwickelnde Lichtkomposition am Himmel. Ich sah mich gezwungen von der Regel, lieber weniger als zu viel zu fotografieren, abzuweichen und positionierte mich mit dem Stativ auf der Avenue des Champs-Élysées.

Eine französische Freundin hatte mir vorher noch gesagt, dass die Stadt eigentlich leer sein müsste, da die Pariser sich im Urlaub befänden Richtung Süden. Mir schien es auch relativ leer zu sein, zumindest wenige Einheimische, dafür jedoch um so mehr Touristen, Reisebusse die anhielten, ganze Hundertschaften an Touristen absetzen. Der endlose um den Arc de Triomphe kreisende Individualverkehr würde nie stoppen, die Lichtkomposition allerdings konnte schon in ein paar Minuten Vergangenheit sein.

Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber es waren ca. 100 Aufnahmen, die ich kontinuierlich machte. In der Postproduktion erreichte die Dateigröße zwischenzeitlich 6 Gigabyte, ausdrücklichen Dank an André M. Hünseler für die Bearbeitung. Am Ende des Tages war es das einzige brauchbare Motiv, da mein Stativ leider nicht auf Schulterhöhe eingestellt werden kann und somit kein Foto vom Tour de Montparnasse möglich war. Ich ärgere mich nicht, sondern freue ich, dass ich spontan von der Regel abgewichen bin.